Schildmauer, 2005, aus: EBI Dokumentation
Am westlichen und östlichen Ende wird die Schildmauer von zwei kaum hervorragenden Türmen flankiert, deren Unterbau möglicherweise aus dem 13. Jahrhundert stammt. Die Turmaufsätze, durch welche eine Höhe von 33 Meter (bei einem Durchmesser von ca. 7 Metern) erreicht wird, sind spätmittelalterlich.
Der östliche Turm ist nahezu rund, besitzt einen eckigen Fuß und schließt mit einem achteckigen Wehrgeschossaufsatz auf Rundbogenfries aus Ziegelsteinen ab. Die Bögen sind jeweils mit einem Kleeblatt verziert. Heute ist das Wehrgeschoss mit einer Betonplatte verschlossen, besaß alten Abbildungen zufolge ursprünglich aber eine Wehrplattform mit Zinnen sowie ein Spitzdach. Der Westturm, an dem sich der Zugang zur Schildmauer befindet – heute in 6 Meter Höhe – , ist ovalrund, besitzt ein viereckiges Fundament und ist bereits etwa ab der Mitte achteckig. Die gleiche Form hat die Wehrplattform mit ihren Zinnen. An der Nordwestecke fallen vorkragende Konsolen auf. Von dem ursprünglichen Zeltdach mit den vier Ecktürmchen ist nichts mehr erhalten. Beide Turmoberteile waren offensichtlich durch einen Kamin beheizbar. Die beeindruckende Monumentalität der Schildmauer mit ihren Flankierungstürmen sowie der hoch gelegene Eingang machen das Fehlen eines Bergfrieds nachvollziehbar.
Südlich der Schildmauer schließt die Kernburg an. Von ihr ist im Wesentlichen nur die äußere Ringmauer aus Bruchsteinen dreistöckig erhalten, die eine Mauerstärke von 1,5 Meter x 1,8 Meter aufweist und – Abbildungen zufolge – ursprünglich von Zinnen gekrönt war. Sie umschließt einen engen Hof, an dessen Westseite Fundamente eines Wirtschaftsgebäudes mit zwei Kellern erhalten sind. Der Dachansatz ist noch im Westturm zu erkennen, ebenso der Zugang zur Schildmauer im ersten Stock.
An die gesamte südliche Seite der Ringmauer lehnte sich der Palas an, der eine Breite von ca. 6,5 Metern hatte. Von ihm sind sonst keine Mauerreste erhalten, die nähere Rückschlüsse auf die Gestaltung des Gebäudes zulassen. Lediglich zwei rechteckige Fenster aus dem 15. Jahrhundert, ein Kaminabzug und ein neuerer Balkon an der Südseite geben eine Vorstellung der einstigen Pracht. Im Hof der Burg wurden Reste einer aufwändigen Filterzisterne mit zwei Zuläufen freigelegt.

Wasserversorgung mit Zisternen, Fotos: Friedrich (2005)
Der Zugang zur Kernburg erfolgte durch eine 1 Meter breite Pforte im Osten. Von den Gebäuden der Vorburg (ca. 12 Meter x 25 Meter) sind hauptsächlich nur noch die Fundamente erhalten. Hier befand sich ein dreistöckiges Wirtschaftsgebäude, dessen Spitzdachansatz sowie ein Kaminabzug im Ostturm erkennbar sind. Möglicherweise ist im Erdgeschoss die Burgkapelle zu lokalisieren.
In der östlichen Vorburg, die von einer Mauer umschlossen war, stand ein Wirtschaftsgebäude. Ihr war ein Zwinger vorgelagert, der durch ein von zwei Türmen flankiertes Tor betreten wurde. Südlich der Vorburg schließt ein Wohnbau aus dem Spätmittelalter an, von welchem lediglich im Südwesten eine etwa dreistöckige abgerundete Ecke im aufgehenden Mauerwerk erhalten blieb. Weiterhin ist im Westgiebel der Rest eines Spitzbogenfensters in Sandsteingewände zu erkennen.

Innenansicht, Foto: Friedrich (2005)
Um 1852 stürzten weite Teile des Gebäudes ein. Die Terrassierung des südlichen Vorgeländes und die damit verbundene Errichtung einer zweiten, bastionsähnlichen Zwingeranlage sind möglicherweise erst in das späte 14. Jahrhundert bzw. in das frühe 15. Jahrhundert zu datieren.
Auf alten Abbildungen sind weitere Gebäude im Bereich der Vorburg zu erkennen, von welchen jedoch nichts erhalten blieb. Gleiches gilt für das tiefer gelegene Zollhaus.
1936 wurde die Westmauer der Kernburg gesichert, nachdem sie drohte einzustürzen. 1987/88 kam es zu einer Grabung auf dem Areal, bei welcher unter anderem der Innenhof von meterhohem Schutt befreit werden konnte. 1994 wurden weitere Teile der Bausubstanz gesichert.
Seit 1995 ist die Anlage wieder zugänglich, jedoch nur mit einem Schlüssel zu betreten, der beim Verkehrsamt Rüdesheim hinterlegt ist.